Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Ukraine

2025 sind drei Jahre vergangen, seit dem Beginn der umfassenden Invasion in die Ukraine. Die infolge des Krieges entstandenen humanitären Notlagen und Schutzkrisen verschärfen sich zunehmend. Verstärkte Angriffe auf lebenswichtige Infrastrukturen erschweren den Alltag von Millionen Ukrainer*innen erheblich. Die Zahl ziviler Opfer steigt weiter an. Vorläufige Zahlen des „Humanitarian Needs and Response Plan for 2025“ gehen davon aus, dass 12,7 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein werden.

Familie mit fünf Kindern schaut in die Kamera.

Oleksandrs Familie lebt in einem winzigen Haus mit nur zwei kleinen Zimmern im Dorf Chaplyne in der Oblast Dnipro in der Ukraine. | © M.Monier / HI

Laufende Aktivitäten / Our activities

Einsatzbereiche

  • Umfassende Gesundheitsversorgung durch mobile Teams und Krankenhäuser – mit dem Ziel, körperliche und funktionelle Rehabilitation sowie psychosoziale Unterstützung und psychische Gesundheitsversorgung bereitzustellen.
  • Schutzmaßnahmen für besonders schutzbedürftige Personen, einschließlich der Einschätzung ihrer Bedürfnisse, gezielter Aufklärung und Informationsangebote sowie Weitervermittlung an Fachpersonal.
  • Verringerung bewaffneter Gewalt durch Aufklärung über die Gefahren explosiver Kampfmittel (EORE) – zur Unfallvermeidung, Bewusstseinsbildung und Verhaltensänderung; zudem gezielte Unterstützung von Überlebenden durch bedarfsgerechte Maßnahmen zum Schutz ihrer Rechte sowie Vorbereitung nicht-technischer Erkundungen zur Freigabe kontaminierter Flächen.
  • Inklusive humanitäre Hilfe durch Schulungen und Sensibilisierung innerhalb der humanitären Gemeinschaft – mit dem Ziel, Menschen mit Behinderungen zu schützen und ihre gleichberechtigte Teilhabe sicherzustellen.
  • Atlas Logistique unterstützt die Wirksamkeit humanitärer Hilfe durch kostenlose, gemeinsam genutzte Logistikdienste (wie Lagerung und Transport), verbessert den Zugang zu schwer erreichbaren Bevölkerungsgruppen und stärkt die Kapazitäten humanitärer Organisationen.

Handicap International (HI) war von 2015 bis 2017 bereits in der Ukraine tätig und konzentrierte sich damals auf Rehabilitations-Maßnahmen, die Aufklärung der Zivilbevölkerung in der Nähe der Front über die Gefahren durch explosive Kriegsreste sowie auf den Kapazitätsaufbau in Gesundheits- und Sozialeinrichtungen in den Regionen Donezk, Dnipropetrowsk und Luhansk.

Mit Beginn der umfassenden Invasion im Februar 2022 nahm HI seine Arbeit in der Ukraine wieder auf. Notfallteams wurden im ganzen Land sowie im benachbarten Moldawien eingesetzt, wohin zahlreiche Vertriebene aus Sicherheitsgründen geflohen waren.

Zwischen März und Juni 2022 eröffneten unsere Teams nach einer Evaluierung des humanitären Bedarfs und unter Berücksichtigung der Sicherheitslage Einsatzbüros in Czernowitz, Lviv, Winnyzja und Dnipro ein. Gleichzeitig starteten sie eine sektorübergreifende Nothilfe, um den dringendsten Bedürfnissen der besonders vom Konflikt betroffenen und gefährdeten Bevölkerungsgruppen gerecht zu werden. Im September 2022 wurde ein weiteres Büro in Poltawa eröffnet, 2023 kamen Büros in Charkiw und Mykolajiw hinzu. Im Juni 2023 schloss HI die Büros in Czernowitz und Winnyzja, um die Arbeit näher an der Frontlinie von den neuen Standorten in Charkiw und Mykolajiw aus besser koordinieren zu können. Auch das Büro in Lviv wurde im Juni 2024 geschlossen, gefolgt von dem Standort in Poltawa Anfang 2025.

Seit 2025 haben wir Einsatzbasen in Charkiw, Mykolajiw und der Region Dnipropetrowsk sowie ein Koordinationsbüro in Kiew.

Hintergrund / Background

Karte des HI-Einsatzes in der Ukraine

Seit der Eskalation des Krieges zwischen der Ukraine und Russland am 24. Februar 2022 sind zahlreiche Städte Ziel schwerer Bomben- und Granatenangriffe geworden. Explosivwaffen werden in großem Umfang eingesetzt, wobei die Zivilbevölkerung das Hauptopfer ist.

In den östlichen und südlichen Regionen des Landes finden nach wie vor heftige Kämpfe statt. Die Gebiete in Frontnähe sind nur schwer erreichbar, was die Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern erheblich erschwert. In ländlichen Regionen nahe der Front oder unweit der russischen Grenze haben besonders schutzbedürftige Gruppen – darunter auch Menschen mit Behinderungen – kaum Zugang zu wichtigen Dienstleistungen, obwohl ihr Bedarf an Unterstützung in den Bereichen Lebensunterhalt, Gesundheitsversorgung und Schutz besonders hoch ist.

Mit andauerndem Krieg wächst der Bedarf an humanitärer Hilfe landesweit, insbesondere in den östlichen und südlichen Regionen nahe der Front. Der fortwährende Konflikt hat zu massiven Vertreibungen, Schäden an der grundlegenden Infrastruktur wie Strom- und Wasserversorgung und einer weitreichenden Kontaminierung durch explosive Kriegsreste geführt.

Die Infrastruktur wurde in einigen Regionen so stark zerstört, dass der Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen erheblich eingeschränkt ist. Viele Menschen haben ihr Zuhause und ihre Existenzgrundlage verloren. Zahlreiche Betroffene leben in beschädigten Unterkünften oder in Gebäuden, die kaum Schutz vor den harten Winterbedingungen bieten.

Bis Ende 2024 stieg die Zahl der Menschen mit Behinderungen in der Ukraine auf rund 3 Millionen an. Diese Entwicklung belastete das Gesundheitssystem enorm und führte zu einem wachsenden Bedarf an humanitärer Hilfe. Ältere Menschen, die etwa 30 % der hilfsbedürftigen Bevölkerung ausmachen, leben häufig in Isolation und haben nur eingeschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung sowie anderen lebensnotwendigen Dienstleistungen.

Insgesamt sind in der Ukraine rund 12,7 Millionen Menschen auf humanitäre Nothilfe angewiesen. Vor diesem Hintergrund ist eine inklusive humanitäre Unterstützung von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass besonders schutzbedürftige Gruppen nicht übersehen werden.

Anzahl der HI-Mitarbeiter*innen: 275 (2025)

Eröffnungsdatum des Programms: 2022


 

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